Sonderfälle

Bokeh- oder Brenizer-Panorama

Bokeh- oder Brenizer-Panorama

Eine recht komisch anmutende Form von Panorama-Aufnahmen sind sogenannte Bokeh-Panoramen (auch Brenizer - nach dem "Erfinder").

Ziel ist hier, durch Panoramen eine bessere Tiefenunschärfe gegenüber dem Hauptmotiv zu erhalten. Verwendung findet es vor allem in der Personenfotografie, um diese gegenüber dem Hintergrund deutlicher abzuheben. Aber auch andere Motive eignen sich dazu.

Im folgenden siehst du einen trivialen Bildausschnitt als ein Foto(links) und den gleichen Ausschnitt als Panorama aus 9 Fotos (rechts/unten):

Normal 90mm
Brenizer

Die bessere Unschärfe des Hintergrundes im Panorama ist deutlich zu sehen. Auch der deutlich veränderte Bildausschnitt fällt auf.

Um gute Ergebnisse erhalten zu können, bedarf es etwas Einarbeitung.

Zuerst sollte man sich das abzulichtende Motiv gedanklich in Bildabschnitte unterteilen. Entsprechend der Größe dieser Abschnitte wird dann die Brennweite (bei Zoomobjektiven) oder der Abstand zum Motiv (Festbrennweiten) verändert. Auch hier sollte die Überlappung der Fotos mit eingerechnet werden.

Danach geht es an die Aufnahme selbst. Man kann die Reihenfolge der Aufnahmeabschnitte entweder von oben nach unten und von links nach rechts, aber auch in Spiralreihenfolge abarbeiten. Das ganze erfordert wie gesagt etwas Übung und wird am Anfang nicht sofort zu Erfolg führen. 

Aber Fotografieren überhaupt ist sowieso zeitintensiv...

Detaillierte Hinweise zu Brenizer-Panoramen finden sich im Netz. Auch gute Video-Anleitung sind dort vorhanden.

Parallel-Panorama

Parallel-Panorama

Noch schwieriger wird es bei Parallel-Panoramen. 

Bei dieser Form wird die Kamera nicht gedreht, sondern der Fotograf verändert nach jeder Aufnahme seinen Standort parallel zum Motiv, um somit den nächsten Abschnitt aufzunehmen. Ziel ist, das abzulichtende Objekt weitestgehend ohne Verzeichnungen zu erhalten. Soweit zur Theorie.

In der Praxis gestaltet sich das Anliegen aber recht schwierig.

Geringe Verzeichnungen der Bilder erhält man in der Regel ab einer Brennweite von etwa 50. Somit ist schon hier eine gewisse Unflexibilität vorhanden.

Der nächste Stolperstein ist der Vorder- und Hintergrund des Motivs. Da von Bild zu Bild der Standort verändert wird, ändert sich auch bei jedem Bild der scheinbare Standort von Objekten im Vorder- und Hintergrund bezogen auf das Motiv. Diese Veränderungen lassen sich im anschließenden Stitchingprozess meist nicht ausgleichen. Daher sollte man für Parallelpanoramen nur Motive verwenden, bei denen der Vordergrund keine markanten Objekte enthält. Auch geometrische Dinge (Straßenkanten, Pflasterlinien usw.) sollten nach Möglichkeit nicht vorhanden sein oder sich ggf. abschneiden lassen. Ähnlich verhält es sich auch mit Ecken und Kanten des Motivs selber. Wenn es hier Vorsprünge, Rücksetzungen oder Rundungen gibt, wird ein Parallel-Panorama meist nicht komplett zum Erfolg führen.

Letztendlich ist auch hier ein Stativ erforderlich, das möglichst genau ausgerichtet werden muss. Selbst kleine Abweichungen vom optimalen 90°- Winkel zum Motiv verzeichnen das Bild und bereiten später Probleme beim Zusammensetzen der einzelnen Bilder. Aber das ist dann schon der nächste Schritt. Dazu mehr beim Stitching.

Das folgende Panorama besteht aus 2x5 Bildern:

Makro-Panorama

Makro-Panorama

Geht das überaupt? Ein Panorama von etwas sehr kleinem?

Um es gleich zu sagen: Es geht!

Allerdings sind die Anforderungen an ein solches Panorama recht hoch.

Zum einen braucht man die "Hardware" dazu, die dann doch etwas mehr beinhaltet als ein Stativ.

Zum anderen ist der zeitliche Aufwand nicht gering, da man meist erst während des Stitchings oder danach einschätzen kann, ob die Aufnahmen gut genug waren. Somit kann man auch erst dann feststellen, ob das Makropano gelungen ist. 

Unter gut genug reicht hier nicht die allgemeine Qualität der Aufnahmen, sondern die Qualität der Bildübergänge bzw. die Menge der verwendeten Schärfeebenen. Und damit wird es dann doch recht kompliziert.

Aber der Reihe nach:

Zur notwendigen Hardware gehört neben einem Makro-Objektiv ein äußerst stabiles Stativ, ein Fernauslöser, eine oder mehrere Makroschienen und (oder) ein Panoramakopf. Um das einzelne Bild vorher schon begutachten zu können, ist eine Möglichkeit der vergrößerten Vorschau (Laptop, Tablet) von großem Vorteil. Die Vorschau auf dem "Minidisplay" der Kamera ist nicht wirklich hilfreich.

Wenn man in der freien Natur ein Makropano erstellen will, dann kommt auch der optimalen Beleuchtung ein besonderer Aspekt zu. Zwar kann man über den "Umweg" HDR auch große Hell-Dunkel-Unterschiede ausgleichen, nur wird dadurch die entstehende Bildmenge noch größer. Das hat dann auch erhebliche Auswirkung auf die nachfolgende Verrechnung. Also sollte man über zusätzliche Beleuchtungsmittel oder Reflektoren schon nachdenken.

Jetzt zur Aufnahme selbst:

Bevor ich alles arrangiere, muss ich einige Vorüberlegungen anstellen.

Die Hauptschwierigkeit des Makropanos liegt in der sehr geringen Schärfentiefe der einzelnen Aufnahmen. Daraus resultiert auch die Überlegung, wie ich das aufzunehmende Objekt anordne. Hat das Objekt eine große Tiefe, dann werde ich, falls ich das komplette Objekt scharf abbilden will, nicht um mehrere Schärfeebenen herum kommen. Ist das Objekt relativ flach oder soll nur ein geringer Teil des fertigen Panos scharf sein, dann reduziert sich auch der fotografische Aufwand. Am schwierigsten sind Objekte, die in der Bildlinie diagonal verlaufen und die ich komplett scharf haben will. Da kommen erhebliche Fotomengen zusammen, die dann ein absolut exaktes Arbeiten voraussetzen.

Das folgende Panorama besteht aus 3x9 Bildern mit 5 verschiedenen Schärfeebenen. Das Original-Motiv hat eine Ausdehnung von 35x20x10 cm.

Naehstube
Vertikal-Panorama

Vertikal-Panorama

Vertikale Panoramen entstehen (wie es der Name sagt) durch vertikales Aneinanderreihen der Aufnahmen. Man sollte zu dieser Möglichkeit greifen wenn:

  • die Motivhöhe selbst für Hochformat zu groß ist 
  • eine höhere Auflösung des Motivs erforderlich ist
  • ungewöhnliche Perspektiven gewünscht werden

Das folgende Bild ist aus 3 Aufnahmen vertikal zusammengesetzt.

 

Panorama-Collage (Panografie)

Panorama-Collage (Panografie)

Leipzig Völkerschlachtdenkmal

Eine weitere Sonderform ist die Panografie. Allerdings sind hier die Einzelbilder nicht wie bei "normalen" Panoramen nahtlos gestitcht, sondern sie werden entweder manuell oder teilautomatisiert nur ausgerichtet aber nicht überblendet.

Die Wirkung erzielen solche Panorama-Collagen durch

- eine Vielzahl von Aufnahmen

- lange Brennweiten

- unterschiedliche Ausrichtung der Kamera

- unterschiedlichen Belichtungseinstellungen

- Hinzufügung von Rahmen bei den Einzelbildern